GANZHEITLICHE THERAPIEN Tiergestützte Intervention Die Eseltherapie am Rande des Ruhrgebiets Nur wer den Mut zum Träumen hat, hat auch die Kraft zu kämpfen… Frei nach diesem Motto verwirklichte ich mir in den letzten Jahren meinen Kind- heitstraum, den ich mit ca. 6 Jahren träumte. Ich wollte damals Krankenschwester werden und dann mit Menschen und Tieren arbeiten. Damals bin ich noch belächelt wor- den. Ich habe diesen Traum nie vergessen. Mein Name ist Bianca Terhürne, und ich werde in diesem Jahr 46 Jahre alt und lebe meinen Traum. Nach meiner Ausbildung zur Krankenschwester, Weiterbildung zur Men- torin/ Praxisanleiterin, Pflegesachverständi- gen TÜV, Fachkraft für Leitungsaufgaben im mittleren Management und der Fachkranken- schwester für Allgemeine Psychiatrie und der Weiterbildung zur Fachkraft für Tiergestützte Intervention und 28 J. Psychiatrie-Erfahrung, habe ich heute meine eigene Einrichtung für Tiergestützte Intervention, die »Eseltherapie Terhürne UG«. Die Einrichtung liegt sehr ländlich am Rande des Ruhrgebietes zwischen Dortmund und Münster, am Stadtrand von Hamm. Die Nähe zur Natur erleichtert das Ankommen und Herunterfahren sofort. Das menschliche Team besteht aus meinem Ehemann Alois, der ursprünglich Garten- und Landschaftsbauer war, er hat sich dann in den letzten 10 J. durch viele Weiterbildungen auf das Thema Kleinkinder und Senioren spezia- lisiert. Er bietet neben der Tiergestützten In- tervention die Naturgestützte Intervention als Gartentherapeut an. Wir haben 4 Mitar- beiter, die Krankenschwester, Erzieher und Alltagsbegleiter sind. Alle Mitarbeiter haben die Sachkundenachweise nach §11 des Tier- schutzgesetzes und sind an Mensch und Tier gut ausgebildet. Wir gehen gemeinsam zu vie- len Fortbildungen in unseren Arbeitsfeldern. Aktuell machen mein Mann und ich die Wei- terbildung zum Erlebnispädagogen mit Tieren, beruflicher Stillstand kommt bei uns nicht in Frage. Mein Ehemann Alois und ich haben ca. 100 (Pferde, Pony, Esel, Muli, Minischweine, Hunde, Katzen, Kaninchen, Meerschwein- chen, Hühner, Enten, Gänse, Schafe, Ziegen und Achatschnecken) ausgebildete Therapie- tiere, die jeweils 2 x tgl. eingesetzt werden dür- fen. Mobil dürfen die Tiere nur 2 x wöchentlich eingesetzt werden, da es für sie genauso wie für 10 uns Arbeit ist. Wir legen dabei sehr viel Wert auf artgerechte Haltung und den Tierschutz. Wichtig ist die Pflege und Haltung des Tie- res sowie regelmäßige Untersuchungen durch einen Tierarzt und entsprechende Impfungen + Entwurmungen. Die Tiere, die in der Kin- derklinik (Somatik) eingesetzt werden, werden 2x jährlich auf MRSA getestet. Wir versuchen, die Tiere so artgerecht wie möglich zu halten. Hierfür haben wir Gehege und Unterkünfte mit viel Auslauf, ein extra »Tobegehege« für die Hunde, in dem sie buddeln dürfen. Unsere Katzen sind alle Freigänger. Nur ein gesundes und zufriedenes Tier wird bei uns eingesetzt. Damit unsere Tiere gesund bleiben, möch- ten wir, dass unsere Klienten und Patienten auf eine Händehygiene achten. Unsere Kunden sind von 2 bis ca. 100 Jahre, sie sind von gesund bis geistig, psychisch oder körperlich erkrankt. Vielen Kindern oder Jugendlichen fehlt auch einfach mal zeitweise eine Orientierung, sodass sie anfangen, Verhal- tensauffälligkeiten zu zeigen. Wir arbeiten in Kinder- und Jugendpsy- chiatrien, Einrichtungen für Behinderte Men- schen, für Senioren und in Psychiatrien. Wir arbeiten zusammen mit Schulen, Kindergärten und dem Jugendamt. Im Maßregel-Vollzug / Forensik sind wir ebenfalls regelmäßig einge- setzt. Die Finanzierung läuft über Spenden, Fonds für Traumatisierte, Jugendämter, Pflege- versicherung oder privat. Wenn nun unsere Klienten / Patienten kommen, suchen sie sich ein Tier aus, mit dem sie gerne arbeiten möchten und wir gehen dann mit diesem Tier zielgerichtet in die Interven- tion. Wir sind kein Streichelzoo, sondern wir arbeiten mit unseren Tieren an individuellen Zielen und Problemantiken unserer Patienten / Klienten. Die Arbeit mit den Tieren hat viele Vorteile, auf Grund des Phänomens, dass viele Men- schen die Zuneigung eines Tieres eher zulassen und erwidern, als sie dies gegenüber Menschen geschehen lassen können (Bergler 1986): • der Betroffene wird in eine subjektive und objektive Realität zurückgeführt, er erlebt durch regelmäßige Interaktion mit dem Tier sein eigenes Verhalten und daher auch seine Grenzen und die des Tieres bewusst, darüber hinaus können die Formen der wechselseitigen Abhängigkeit bewusst werden, wodurch sein Verantwortungsbe- wusstsein gesteigert wird, durch Gegen- seitigkeit des Interaktionsprozesses und der gegenseitigen Zuneigung erfährt der Betroffene eine Erhöhung und auch Sta- bilisierung seiner Selbstsicherheit und seines Selbstwertgefühles, Erfolgserleb- nisse, gezielte Aktivierung des Einzelnen, Wahrnehmungs- und Sensibilitätsschulung, Erleben von Körperkontakt • Tiere regen zum Spielen an und reizen zum Lachen (dadurch werden im Organismus Endorphine ausgeschüttet, die dem Stress- abbau dienen, ein beglückendes Gefühl bewirken und auch körperliche Schmerzen hemmen können) • gesundheitsförderndes Ausmaß an Wohl- befinden und Lebenszufriedenheit wird erreicht, das Streicheln des Tieres wirkt auf den Betroffenen beruhigend, schützt vor dem Gefühl der Einsamkeit (der Besitz von Tieren hat die Rate der Depressionen und Suizidgefährdungen erheblich verringert) Steigerung von Lebensmut, Lebenslust, aber auch des Lebenssinns, und das Gefühl gebraucht zu werden insbesondere Jungen bietet ein Tier die Möglichkeit zu Berüh- rungen, Nähe, Zärtlichkeit und Spiel ohne dass er sein »Gesicht« verliert • der Mensch empfindet Tiere als soziale Anregung, Partner, Freizeitaspekt, Aufgabe / Verpflichtung, Wesen ohne Launen, Ver- mittler von Erfolg, Vermittler sozialer Kon- takte, Tiere steigern die allgemeine Zufrie- denheit Ziel und Förderung durch die Tiere: Eintritt einer beruhigenden Wirkung durch die Arbeit mit den Tieren (Cortisolspiegel sinkt, Endorphine und Oxytocin werden freigesetzt (Beetz et al., 2012)): • Eintritt einer körperlichen + psychischen Entspannung • Psychosomatische Stress-Bewältigungs-Per- spektive (multimodales Stressmanagement) • Burn-Out-Prophylaxe durch Einklang mit Natur und Tier (Biophilie, Olbrich, 2009) • Ausgleich von Stressoren • Entschleunigung aus dem Alltag • Aktivierung der Mobilität • Motilität mit Hilfe des Tieres • Regulierung des Muskeltonus und der Vitalzeichen • Antidepressive + antisuizidale Wirkung Delphin-Netzwerk – Ausgabe 01 | 2020